Posts

Die Bildungsreform Karls des Großen

Bild
Karl der Große (768-814), König der Franken und ab 800 der erste westliche Kaiser des Mittelalters, war nicht nur ein unermüdlicher Feldherr, der die heidnischen Sachsen mit Feuer und Schwert bekriegte. Er war auch ein wissbegieriger und kultivierter Herrscher. An seinem Hof tummelten sich die bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit und brachten eine Bildungsrevolution ins Rollen, die die Grundlagen der europäischen Wissenschaftskultur legte. Vor allem die Studien des klassischen Lateins, der antiken Autoren und der Kirchenväter waren ihm – der selbst kaum lesen und schreiben konnte – ein Anliegen ersten Ranges.  Karl der Große in einer Handschrift aus dem 14. Jahrhundert, England. (Quelle: British Library, Egerton 3028, f. 89 ) Warum war Karl der Große so vehement auf die Förderung der Bildung in seinem Reich bedacht, dass man die unter seiner Ägide angestoßene Kulturblüte auch als „Karolingische Renaissance“ bezeichnet hat? Was waren das für Männer, mit denen Karl sich gern

Heinrich der Löwe im Exil

Bild
Heinrich der Löwe aus dem altehrwürdigen Geschlecht der Welfen gehört sicherlich zu den prominentesten Gestalten der Stauferzeit. Als Herzog gebot er über gleich zwei Herzogtümer, Bayern und Sachsen, und war damit der mächtigste Fürst seiner Zeit. Sein Vetter war der deutsche Kaiser Friedrich Barbarossa, den er anfangs unterstützte. Doch die beiden entzweiten sich: Heinrich verlor seine Macht, sein Ansehen – und seine Kinder. In diesem Blog-Artikel geht es um den spektakulären Sturz und das tragische Exil Heinrichs des Löwen. Der Fußfall von Chiavenna 1176 Das Schlüsselereignis für die Entmachtung Heinrichs des Löwen ist der so genannte ''Fußfall von Chiavenna'' des Jahres 1176. In Chiavenna, nördlich des Comer Sees, treffen sich Heinrich der Löwe und Friedrich Barbarossa, der Kaiser aus dem Geschlecht der Staufer. Barbarossa bittet seinen Vetter Heinrich um Waffenhilfe in Italien. Er will endlich die verhasste Stadt Alessandria in die Knie zwingen, die nach s

Makaberes Spektakel: Die Leichensynode von 897

Bild
Rom, Februar 897. Im Lateranpalast sitzt Formosus auf dem Papstthron. Es wird Gericht über ihn gehalten. Man wirft ihm Eidbruch vor, außerdem habe er gegen das Translationsverbot verstoßen. Obwohl bereits Bischof einer anderen Stadt, habe er sich dennoch das Papstamt aus persönlichem Machtstreben angeeignet – ein schweres Vergehen. Der angeklagte Formosus kann sich gegen die Anschuldigungen nicht zur Wehr setzten: Er ist zu diesem Zeitpunkt bereits seit neun Monaten tot. Wie kam es zu diesem schauerlichen Prozess, der als "Leichensynode" in die Geschichte einging? "Warum hast du aus Ehrsucht den Apostolischen Stuhl usurpiert, da du doch zuvor Bischof von Portus warst?" Diese Worte soll Papst Stephan VI. dem toten Formosus auf der "Leichensynode" entgegengeschrien haben. Das Gemälde von Jean-Paul Laurens zeigt, wie sich der Künstler im Jahr 1870 die Szene vorstellte. (Quelle: Wikimedia ) Das "dunkle Zeitalter" Roms Das 9. Jahrhun

Die bevormundete Frau: Ehe im Mittelalter

Bild
Die Ehe war im Mittelalter eine recht pragmatische Angelegenheit. Man heiratete in aller Regel nicht aus persönlicher Zuneigung, sondern die Familien bestimmten über die Wahl des Partners. Dadurch wurden soziale oder wirtschaftliche Verbindungen zwischen zwei Sippen geknüpft. Die meisten mittelalterlichen Ehen könnte man also als "arrangiert" bezeichnen. Mittelalterliches Brautpaar, Gemälde um 1470. Wann konnte man heiraten? Meist bestand ein großer Altersunterschied zwischen den Verlobten: Junge Mädchen heirateten einen zehn oder fünfzehn Jahre älteren Mann. Folglich übernahm der Mann zugleich eine Art Vaterfigur, denn er brachte deutlich mehr Erfahrung und Reife in die Beziehung. Gemäß kanonischem Recht lag das heiratsfähige Alter für Mädchen bei 12, für Jungen bei 14 Jahren. Die Familien bemühten sich um eine frühe Verheiratung der Mädchen, um sie nicht länger unterhalten zu müssen. Sie wurden als Kostenfaktor angesehen und trugen nur un