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Makaberes Spektakel: Die Leichensynode von 897

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Rom, Februar 897. Im Lateranpalast sitzt Formosus auf dem Papstthron. Es wird Gericht über ihn gehalten. Man wirft ihm Eidbruch vor, außerdem habe er gegen das Translationsverbot verstoßen. Obwohl bereits Bischof einer anderen Stadt, habe er sich dennoch das Papstamt aus persönlichem Machtstreben angeeignet – ein schweres Vergehen. Der angeklagte Formosus kann sich gegen die Anschuldigungen nicht zur Wehr setzten: Er ist zu diesem Zeitpunkt bereits seit neun Monaten tot. Wie kam es zu diesem schauerlichen Prozess, der als "Leichensynode" in die Geschichte einging? "Warum hast du aus Ehrsucht den Apostolischen Stuhl usurpiert, da du doch zuvor Bischof von Portus warst?" Diese Worte soll Papst Stephan VI. dem toten Formosus auf der "Leichensynode" entgegengeschrien haben. Das Gemälde von Jean-Paul Laurens zeigt, wie sich der Künstler im Jahr 1870 die Szene vorstellte. (Quelle: Wikimedia ) Das "dunkle Zeitalter" Roms Das 9. Jahrhun

Die bevormundete Frau: Ehe im Mittelalter

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Die Ehe war im Mittelalter eine recht pragmatische Angelegenheit. Man heiratete in aller Regel nicht aus persönlicher Zuneigung, sondern die Familien bestimmten über die Wahl des Partners. Dadurch wurden soziale oder wirtschaftliche Verbindungen zwischen zwei Sippen geknüpft. Die meisten mittelalterlichen Ehen könnte man also als "arrangiert" bezeichnen. Mittelalterliches Brautpaar, Gemälde um 1470. Wann konnte man heiraten? Meist bestand ein großer Altersunterschied zwischen den Verlobten: Junge Mädchen heirateten einen zehn oder fünfzehn Jahre älteren Mann. Folglich übernahm der Mann zugleich eine Art Vaterfigur, denn er brachte deutlich mehr Erfahrung und Reife in die Beziehung. Gemäß kanonischem Recht lag das heiratsfähige Alter für Mädchen bei 12, für Jungen bei 14 Jahren. Die Familien bemühten sich um eine frühe Verheiratung der Mädchen, um sie nicht länger unterhalten zu müssen. Sie wurden als Kostenfaktor angesehen und trugen nur un